Luft nach unten - Wie ich mit meiner Magersucht zusammenkam und mit ihr lebte
Verlag | Schwarzkopf & Schwarzkopf |
Auflage | 2019 |
Seiten | 288 |
Format | 12,5 x 19,0 x 1,9 cm |
Gewicht | 320 g |
ISBN-10 | 3862657779 |
ISBN-13 | 9783862657773 |
Bestell-Nr | 86265777A |
»Irgendwann gibt es nur noch ein Ziel: immer weniger, immer weiter nach unten. Mir passiert nichts, wieso gerade mir? Weniger - nur so funktioniert es.«Die Vorgeschichte des Autors ist schnell erzählt: behütete Kindheit - mit Eltern, die sogar noch zusammen sind. Nun hat er eine Wohnung in seiner Wahlheimat Berlin und ist extrem essgestört. Anorexia nervosa. Und das als Junge!Sein Leben verläuft in einem engmaschig gestrickten Netzwerk aus Lügen, Verstecken und stetig sinkendem Gewicht. Er wird immer unsichtbarer - es läuft also alles nach Plan.Wäre da nicht der Sturz im U-Bahnhof, der ihn in die Universitätsklinik bringt. Dort sind sie sich in einer Sache einig: Therapie. Und doch so viele Fragen: Wie funktioniert das? Ein junger Mensch (ein Mann!), der eigentlich Bilderbuchbedingungen genießen sollte, entscheidet sich fürs Leiden. Für die Begrenzung. Für die Sucht.Dazwischen häufen sich Fragebögen, Anrufe, nachhakende Medizinstudentinnen, Therapeuten, wütende Fleischverkäuferinn en - und viele Gespräche mit einem inzwischen vergifteten Spiegelbild.Aron Boks zeigt hier, wie eine privilegierte Gesellschaft auf eine Essstörung herabblickt, deren Ernsthaftigkeit für sie nur schwer nachvollziehbar ist und die einen jungen Menschen doch komplett verwandelt. Am Ende bleibt allein die eigene Entscheidung - für oder gegen das Leben.
Leseprobe:
"Entschuldigen Sie, ist das auch wirklich in Ordnung, wenn ich ein paar Studierende mitbringe, um Ihnen ... na ja, um Sie mal zu zeigen? Das ist ... beeindruckend."
Klar, geil! Auf jeden Fall! Aber cool bleiben. Man will sich ja nicht zu schnell verfügbar machen. "Das ist in Ordnung", sage ich und schaue die Ärztin nicht an. Kardiologin, Oberärztin, noch ziemlich jung. Wie lange dauert so ein Medizinstudium mit allem Drum und Dran noch mal? Also bis man auch wirklich praktizieren kann? Jedenfalls hat sie warme Hände, lächelt viel, vor allem morgens hier auf der Station. Das macht sie sympathisch.
Das kalte Licht leuchtet auf meine Brust, mein Gesicht bleibt dabei verschont, es ist verdammt kalt. Vor mir stehen wissende Mittzwanziger, alle allgemein durchschnittlich aussehend.
Ich weiß nicht, wie spät es ist. Morgens, klar, mit solchen Untersuchungen warten die nicht bis abends. Man ist der Präsentierte, nicht der normale Klumpen Mensch wie die anderen hier. Na türlich ist das in Ordnung.
Klar, Essstörung. Einer sagt plump: "Magersucht." Alle nicken. Ein paar Mädchen stehen daneben, wissen nicht, was sie sagen sollen. Magersucht. Und das als Junge.