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Luisas Töchter

Luisas Töchter

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Produktdetails  
Verlag Francke-Buch
Auflage 2015
Seiten 619
Format 12,3 x 18,5 x 4,3 cm
Gewicht 603 g
Übersetzer Andrea Wegener
ISBN-10 3868275223
ISBN-13 9783868275223
Bestell-Nr 86827522A

Produktbeschreibung  

Als Luisa Ende des 19. Jahrhunderts aus dem deutschen Kaiserreich in die Vereinigten Staaten emi-griert, ahnt sie nicht, dass sie damit einen Strom von Ereignissen in Gang setzt, der selbst ihre Urenkelin Suzanne noch beeinflussen wird. Ein mitreißender Generationenroman!

Leseprobe:

Kapitel 1
Deutschland, im Rheintal, 1894

Zunächst war alles wie an jedem anderen Weihnachtsfest gewesen. Gelächter war aus Vaters Bauernhaus gedrungen, zusammen mit dem Duft nach gebratener Gans und Apfelkuchen. Ich war zu Hause und verbrachte das Weihnachtsfest bei meiner Familie, nachdem ich vor nur vier Monaten Friedrich Schröder geheiratet hatte. Auch meine Schwestern, Anna und Marie, waren mit ihren Familien hergekommen, und mein Bruder Kurt hatte seine Familie aus dem eigenen Bauernhaus quer über die Felder zum Feiern in das Haus geführt, in dem er aufgewachsen war. Emil, der noch bei den Eltern lebte, sprang aufgeregt um uns alle herum und war glücklich, dass er alle seine Geschwister auf einmal sah und das Haus zur Abwechslung einmal wieder so voller Leben war.
Ich verbrachte natürlich den ganzen Morgen in der Küche, in der drei Generationen von Fischer-Frauen sich bei dem Versuch, das Weihnachtsessen fertig zu machen, gegenseitig auf die Füße traten. An den R ockzipfeln meiner Schwestern hing eine Schar kleiner Kinder, als wir arbeiteten, und ihr Schniefen und Heulen vermischte sich mit dem Klappern der Pfannen und dem Blubbern in den Töpfen. Ich liebte diesen fröhlichen Lärm und schälte an einem Küchentisch glücklich einen riesigen Berg Kartoffeln. Die sieben Kilometer, die zwischen Vaters Hof und dem Dorf lagen, in dem ich jetzt lebte, hatten die Verbindung zwischen mir und den anderen Frauen nicht schwächen können. Wir waren wie aus einem Guss, und die drei K - Kinder, Küche und Kirche - verbanden uns miteinander, wie auch mit allen Frauen in Deutschland. Wie die anderen Frauen in meiner Familie lebte ich mein Leben in diesen drei Bereichen und war glücklich dabei."Ihr kriegt gleich was mit diesem Holzlöffel hinter die Ohren", warnte Anna, als ihre zwei Kinder mit einem ihrer Vettern durch die Küche fegten und versuchten, eine der eingelegten Gurken zu stibitzen, die in einer Schale auf der Anrichte standen."Ach, lass sie doch", mei nte Mutter. "Ein Gürkchen verdirbt ihnen schon nicht den Appetit. Außerdem ist schließlich Weihnachten." Sie hielt den Kindern die verbotene Schale hin. Ich wunderte mich wieder einmal, wie Mutter, die ihre eigenen fünf Kinder mit Strenge und eiserner Disziplin großgezogen hatte, sich in eine völlig andere Frau verwandelt hatte, seit sie Großmutter war."So, das reicht jetzt! Raus aus der Küche!", befahl Anna, als die Kinder davonhüpften und zufrieden an ihren Gürkchen kauten. "Immerhin sind die Männer schlau genug, hier nicht auch noch ihre Nase hereinzustecken", grummelte sie."Wo stecken die alle überhaupt?", wunderte ich mich."Drüben in der Stube", vermutete Mutter, "und bestimmt reden sie über Politik und Viehpreise."Marie schüttelte den Kopf. "Glaub das bloß nicht, Luisa. Ich wette, sie rauchen Zigarren und trinken ein Glas Schnaps nach dem anderen. Und vermutlich bringen sie deinem Friedrich das auch gerade bei.""Oh oh", meldete sich Großmutter. "Da würde ich aber zusehen, da ss ich den schnell nach Hause schaffe, wenn ich du wäre, Luisa." Alle lachten. Weil ich die Letzte war, die geheiratet hatte, wurde ich von allen aufgezogen. Das gehörte einfach dazu, und ich wusste, dass das nicht der letzte Spaß an diesem Abend sein würde, der auf meine Kosten ging.
Großmutter stand einer Küche voller Frauen vor. Ihre grauen Augen leuchteten, und ihr faltiges Gesicht strahlte. Bei der Arbeit am warmen Herd hatte sich eine Strähne weißen Haars aus dem Knoten gelöst, den sie mit unendlich vielen Haarnadeln an ihrem Kopf befestigt hatte. Sie war ganz in ihrem Element, als sie die letzten Fäden um die Weihnachtsgans wickelte und die Ofentür schloss. Sie blieb neben dem Küchentisch stehen und streichelte mir die Wange. Ich mochte ihre weichen, fülligen Hände. Heute rochen sie nach Zimt und Nelken."Wie hübsch du heute aussiehst, Liebchen", sagte sie zu mir. "Und so erwachsen, wenn du dir das Haar hochsteckst." Ich hatte mich nie für hübsc

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