Verlag | Suhrkamp |
Auflage | 2019 |
Seiten | 493 |
Format | 13,2 x 21,5 x 3,4 cm |
Gewicht | 593 g |
ISBN-10 | 3518428810 |
ISBN-13 | 9783518428818 |
Bestell-Nr | 51842881A |
Gerade in letzter Zeit hat der »Hass«-Begriff eine Karriere an öffentlicher Bedeutung hinter sich gebracht. In der publizistischen und sozialhistorischen Kritik an der in Deutschland und Europa verbreiteten Reaktion auf die Flüchtlingskrise rückte er gemeinsam mit Begriffen wie »Identität« und »Rassismus« in die vorderste Linie des Diskurses.
Doch Karl Heinz Bohrers Studie in zwölf Kapiteln sucht im literarischen Hasseffekt etwas ganz anderes. Nicht um den Hass als die begleitende Emotion eines politisch-weltanschaulichen Programms geht es ihm, sondern einzig um den literarischen Ausdruckswert, um die Rolle des Hasses als eines Mediums exzessiv gesteigerter Poesie. Dabei zeigt sich eine privilegierte Rolle von Charakteren des Hasses und ihres Ausdrucksvermögens in der Literatur, an deren Vorbild sich die Expressivität literarischer Sprache selbst entwickelt.
Bohrers Studien führen vom Beginn der Neuzeit, von Shakespeare, Kyd und Marlowe, über Milton, Swift, Kleis t, Baudelaire, Strindberg und Céline bis in die Gegenwart: zu Sartre, Bernhard, Handke, Jelinek sowie Brinkmann und Goetz. Und zu Houellebecq, in dem die bösartige Affirmation des Hassenswerten, eine Zeitgenossenschaft ohne Hoffnung, kulminiert.
Rezension:
»Wer glaubt, der große Essayist und Literaturtheoretiker Karl Heinz Bohrer liefere aus gegebenem Anlass nun seinen Beitrag zu den anhaltenden Debatten über die Verrohung der Gegenwartskultur, wird, wenn er Mit Dolchen sprechen aufschlägt, enttäuscht sein. ... Ihm geht es um den Hass in der Literatur. ... In der Darstellung des Extremen ... erlangt die Sprache oft eine extreme Intensität. Das demonstriert Bohrer nun an literarischen Hassreden vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart.« Manfred Koch NZZ am Sonntag 20200223