Næturverk / Nachwerk ist eine vielschichtige, tiefgründige Gedichtsammlung. In der für den Dichter charakteristischen Bildsprache fließen hier Momentaufnahmen des Alltags, poetische Verweise auf andere Schriftsteller und Mythen aus aller Welt in etwas Größeres, Universelles ineinander: z.B. den Ursprung und das Wesen des Menschen und die grundlegende Existenz der Sprache. In ungebundenen Gedichten wie auch in tagebuchartigen Prosaskizzen und traumähnlichen Sequenzen führt der Autor zusammen, was vermeintlich nicht zusammengehört. Das Überwinden von Grenzen beim Betrachten der Welt und ihrer Geheimnisse, dies ist das zentrale Ziel des Bandes, entsprechend dem ihm vorangestellten Zitat von Leonora Carrington: Die Aufgabe des rechten Auges ist es, in das Teleskop zu schauen, während das linke in das Mikroskop schaut.
Sjón wurde 1962 in Reykjavik geboren und ist ein gefeierter isländischer Autor. Für seinen Roman Der Schattenfuchs gewann er den Literaturpreis des Nordischen Rates (das Äquivalent der Nordischen Länder zum Man Booker Preis) und der Roman Das Gleißen der Nacht wurde sowohl für den International IMPAC Dublin Literary Award als auch für den Independent Foreign Fiction Prize nominiert. Der Roman Der Junge, den es nicht gab erhielt den isländischen Literaturpreis. Sein Werk CoDex 1962, ein Roman in drei Büchern, wurde 2016 in Island mit großem Erfolg veröffentlicht. Die deutsche Ausgabe erschien 2020 im S. Fischer Verlag. 2023 wurde Sjón für sein Werk mit dem Nordischen Preis der Schwedischen Akademie (kleiner Nobelpreis) geehrt. Als Dichter, Librettist und Texter veröffentlichte er mehrere Gedichtbände, verfasste Opernlibretti und Liedtexte für verschiedene Künstler. Im Jahr 2001 wurde er für seine Texte im Film Dancer In The Dark für einen Oscar nominiert. Sjóns Romane wurden in 35 Sprachen übersetzt. Er ist Präsident des Isländischen PEN und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Reykjavík. Wolfgang Schiffer, geb. 1946 in Nettetal/Niederrhein, lebt in Köln und Prag. Er arbeitet als Übersetzer aus dem Isländischen sowie als Herausgeber und schreibt Prosa und Lyrik. Zuletzt erschienen sein Gedichtband Dass die Erde einen Buckel werfe (ELIF Verlag 2022), die Anthologie Türschwellenkinder - Über die Arbeit der Eltern (Hrsg. mit Dinçer Güçyeter, ELIF Verlag 2023) sowie die Übersetzung Lose Blätter von Ragnar Helgi Ólafsson (mit Jón Thor Gíslason, ELIF Verlag 2023). Er erhielt mehrere Preise und Auszeichnungen, u.a. 1991 das Ritterkreuz des Isländischen Falkenordens und 1994 den Isländischen Kulturpreis für seine Verdienste um die Vermittlung isländischer Literatur und Kultur. Jón Thor Gíslason, geb. 1957 in Hafnarfjörður, lebt seit Anfang der 1990er Jahre als bildender Künstler in Deutschland, derzeit in Düsseldorf. Bis 1988 war er professioneller Popmusiker in Island, danach absolvierte er ein Aufbaustudium (Meisterklasse) an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart. Er arbeitete zeitweise als Korrespondent in Deutschland (Kunst und Kultur) für die isländische Tageszeitung Morgunblaðið. In Zusammenarbeit mit Wolfgang Schiffer veröffentlichte er diverse Übersetzungen isländischer Lyrik, vor allem für den ELIF Verlag.
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