Verlag | Dielmann |
Auflage | 2023 |
Seiten | 312 |
Format | 14,9 x 2,5 x 22,1 cm |
Mit Lesebändchen | |
Gewicht | 536 g |
ISBN-10 | 3866383800 |
ISBN-13 | 9783866383807 |
Bestell-Nr | 86638380A |
Vor 25 Jahren hat Kurt Drawert die Darmstädter Textwerkstatt eingerichtet, rund 250 Schriftstellerinnen und Schriftsteller sind, je über ein Jahr und 12 Seminare hinweg, mit Kurt Drawert und untereinander im Austausch gestanden - über ihre Texte und Ästhetiken, die immer auch Aneignung von Geschichte und Welt aus der Position des Subjekts sind.Darüber geben die Autorinnen und Autoren der letzten fünf Jahre literarische Auskunft.Der Band ist in zwei Bücher geteilt: Buch 1: Risse und Welt. Buch 2: Jeder Ort ist ein Text. Romanauszug und Kurzprosa, Lyrik und Essays oder auch dramatische Texte stehen dabei gleichbedeutend nebeneinander.
Leseprobe:
Kurt Drawert im Vorwort: Das Lesen literarischer Texte ist immer Interpretationsarbeit und damit selbst literarisch. Der Leser kommt dem Autor entgegen - dort nämlich, wo er die Eindeutigkeit seiner Rede verlässt und metaphorisch werden muss. [...] Wie sehr nun Absicht und Wirkung eines Textes auseinanderlaufen, oder einfacher gesagt: wie verständlich (im Sinne eines komplexen literarischen Verstehens) er ist, kann eine kritisch reflektierende Gruppe recht genau spiegeln. Voraussetzung hierfür ist ihre emotionale Kompetenz, frei von Aggression und Konkurrenzdruck zu sein und einen geschützten Raum der Gespräche zu bieten. Das heißt für mich, den Leiter der Werkstatt, mit größtem Feingefühl eine Gruppe so zu moderieren, dass sie das aus sich selbst heraus leistet. Auf diese Zusammenhänge zu achten, durch die Literatur in ihrer Entstehung auch von einem Außen her mitbestimmt wird, von ihrer Beziehungsfähigkeit und Qualität an Kontakt, ist vielleicht das Besondere an unserer Werkstat t. Eine literarische Begabung zu entdecken ist nur der Anfang, sie zu entfalten und editorisch zu etablieren das Ziel. Dabei spielt literarisches Handwerk natürlich auch eine Rolle - und wir zeigen es auf und verständigen uns darüber. Aber jener Überschuss an Sinn und Bedeutung, den nur Literatur leisten kann, jenes besondere Sprechen über das Sagbare hinaus, das auch das Unaussprechliche ausdrückt, ist mit Technik allein nicht zu vermitteln - es braucht immer die komplexe Auseinandersetzung.