Verlag | Verlag am Rande e.U. |
Auflage | 2024 |
Seiten | 200 |
Format | 14,0 x 1,9 x 22,0 cm |
Mit Lesebändchen | |
Gewicht | 377 g |
Reihe | SPRACH : BILDER 19 |
ISBN-10 | 3903190667 |
ISBN-13 | 9783903190665 |
Bestell-Nr | 90319066A |
Das Mostviertel im Westen Niederösterreichs, eine Welt der Farben und Klänge. Herbert Pauli und Herbert Eigner-Kobenz leben zwar weit voneinander entfernt, sind aber eins im Erleben und Erfühlen des Mostviertels. Hügelauf und hügelab, zwischen gelben Ährenwogen und über blühende Streuobstwiesen, von den Bergen zur Donau gehen die beiden Autoren ihren gemeinsamen literarischen Weg. Ihre farbenprächtigen, lyrischen Mostviertelklänge vermitteln ein tiefes Gefühl für eine einzigartige Landschaft, die so viel Alles ist und so viel Mehr.
Leseprobe:
EIN VIERTEL MIT VIELEN GESICHTERNEs war sozusagen Liebe auf den ersten Blick. Beim ersten Aufeinandertreffen habe ich gewusst: hier und nirgendwo sonst. Sie war von Anfang an da, diese Liebe. Die Liebe zu dieser Landschaft, wo die Hügel gleichsam an das nahe Gebirge rollen wie die Wellen eines windbewegten Teiches an sein Ufer. Nicht die Weite der Ebene, nicht die Enge des Gebirges, nicht die sengende Hitze des Südens, aber auch nicht die Kälte des Nordens. Ein Mittelmaß im besten Sinn findet sich hier. Eine Ausgewogenheit, die von allem ein wenig zur Verfügung stellt. Vielleicht hat diese Liebe auch damit zu tun, dass ich mich dieser Landschaft zum ersten Mal in einem Spätsommer näherte. In einer Zeit, in der das Land und sein Name langsam ineinander verschmelzen. Wenn das Obst der vollen Reife entgegenwächst, wenn das Laub der Bäume den eigenwilligen Charakter des Alters annimmt, wenn die Gräser müde werden und die Blüten der Blumen noch einmal alle Kraft sammeln. Je später das Jahr, desto satter die Farben. Mit jeder durchfahrenen Kurve, mit jeder überwundenen Steigung und der dazugehörigen kleinen Abfahrt nimmt die Landschaft an Liebreiz und Anmut zu. In der Ferne die Berge, davor da und dort ein Kirchturm, die Häuser verstreut und scheinbar auf die Obstbaumzeilen aufgefädelt wie die Perlen eines Rosenkranzes. Straßen und Wege passen sich an die schwungvollen Formen der Hügelformationen an, dazwischen schlängeln die Bäche durch die kaum erkennbaren Täler. Beim Wandern wird die Landschaft durch die Schuhsohlen erspürt, betören die Düfte der verschiedenen Jahreszeiten, verzaubern die Klänge rundum und das durch alle Sinne Aufgenommene fügt sich zu einer unvergesslichen Symphonie. Auf wundersame Weise eröffnen sich von der Donau bis in die Alpen die unterschiedlichen Charaktere dieses Fleckchens Erde und vereinen all diese Eigenheiten zu einem vollkommenen Ganzen. Das Mostviertel.