Sämtliche Werke: Reisetagebücher; Abt.1. Tagebücher
Verlag | Klett-Cotta |
Auflage | 2015 |
Seiten | 502 |
Format | 12,5 x 20,7 x 3,8 cm |
Großformatiges Paperback. Klappenbroschur | |
Gewicht | 511 g |
ISBN-10 | 3608963081 |
ISBN-13 | 9783608963083 |
Bestell-Nr | 60896308A |
Der achte Band beschließt mit Jüngers Reisetagebüchern die erste Abteilung der Gesamtausgabe. Dabei spannt sich der Bogen von dem Aufenthalt der Brüder Ernst und Friedrich Georg Jünger in Dalmatien im Jahre 1932 bis zu einer Spitzbergenreise Jüngers 1964.
Der vorliegende Band entspricht Band 6 der gebundenen Ausgabe.
Klappentext:
Der achte Band beschließt mit Jüngers Reisetagebüchern die erste Abteilung der Gesamtausgabe. Dabei spannt sich der Bogen von dem Aufenthalt der Brüder Ernst und Friedrich Georg Jünger in Dalmatien im Jahre 1932 bis zu einer Spitzbergenreise Jüngers 1964.
Der vorliegende Band entspricht Band 6 der gebundenen Ausgabe.
Insgesamt elf Reisen hat Jünger in diesen Tagebüchern dokumentiert: »Dalmatinischer Aufenthalt«, »Myrdun«, »Aus der Goldenen Muschel«, »Atlantische Fahrt«, »Ein Inselfrühling«, »Am Sarazenenturm«, »San Pietro«, »Serpentara«, »Ein Vormittag in Antibes«, »Xylókastron« und »Spitzbergen«.
Leseprobe:
Dalmatinischer Aufenthalt
Den Juni und Juli des Jahres 1932 verbrachte ich mit Friedrich Georg im Dalmatinischen Küstenstrich. Nach der phantastischen Landkarte, die wir von Ländern, die wir noch nicht gesehen haben, im Kopfe tragen, hatte dieses Gebiet als eine Art erweiterten Italiens in meiner Vorstellung gelebt. Während des langen Tages, an dem unser weißer Dampfer an gezackten Inseln und zerrissenen Küstenbändern vorüberglitt, hatte ich Zeit, mich von diesem Irrtum zu befreien.
Ich fühlte mich durch den ersten Eindruck fast enttäuscht. Die karstigen Felsmassen, die sich, vielfach zerklüftet, zum Brandungsstreifen niedersenkten und sich dort wie geschmolzenes Blei verästelten, erschienen mir nur als der Knochenbau einer Landschaft, der die gefällige Rundung und der fleischige Ansatz mangelten. Später merkte ich freilich, daß dieses Land seine geheimen Kräfte besitzt; es belebt sich in der Erinnerung und ruft ein Gefühl von Heimweh hervor. Entfernt schien es mir d er Lüneburger Heide verwandt. [...]
Spitzbergen
[...] Im Grunde wollen wir nicht Orte wiederfinden, sondern Stimmungen - eigentlich das Glück. Das ist die wahre »Recherche du Temps perdu«. Der schöne Titel könnte allerdings auch heißen: »A la Recherche du Temps perdu«, denn das Bemühen führt nicht zum Ziel. Das liegt sowohl in unserer eigenen als auch in der Natur der Sache; und jede Zeit stellt dazu ihre besondere Illustration.
Heut stören uns nicht so sehr die gewaltigen Ströme der Reisenden, deren periodische Wanderungen zur Komfortseite der Akzeleration gehören, wie die Motoren, denen zu entgehen selbst auf den Inseln immer schwieriger wird. Die Invasion vollzieht sich, wie ich es auf San Pietro erlebte, oft in Jahresfrist. Das Stadtbild von Rhodos fand ich völlig zerstört; zum Glück war die Ritterstraße für den Verkehr tabuiert. Im Rodinotal traf ich die alte Insel wieder - da herrschte Frieden und Wiederkehr.
Es gibt keine glücklichen Zeiten; es gibt nur zeitloses Glück. Daß dem so ist, erkennen wir daran, daß uns im äußersten Behagen noch ein Wunsch bleibt: den Gang der Zeit zu hemmen, ihm Einhalt zu tun. »Denn alle Lust will Ewigkeit« - »Verweile doch, du bist so schön.« Die Sprüche sind spiegelbildlich bis in den Euphon.