Gesundheit und Krankheit sind kein Zufall: Sie liegen zum großen Teil in unseren Händen. Wir haben die Möglichkeit, in uns Kräfte zu entwickeln, die uns stärken und heilen. Was heute als Salutogenese bezeichnet wird, ist diese Fähigkeit, über die wir alle verfügen und die wir auch in der Erziehung anwenden können. Seit alters her wurde gelehrt, dass die zentrale Aufgabe des Menschen die Arbeit an und mit sich selbst ist, damit er erst zum Menschen wird, der sich umfänglich entwickeln kann. Davon hat auch Rudolf Steiner immer wieder gesprochen. Er gehörte zu den ersten, die das alte Wissen mit eigenen Erkenntnissen verbunden und das Thema Erziehung und Selbsterziehung in einen neuen, umfassenden Zusammenhang gestellt hat. Als Grundlage dieser Zusammenstellung dienen die beiden Vorträge 'Das Vergessen' (2.11.1909, GA 107) und 'Die Selbsterziehung des Menschen im Lichte der Geisteswissenschaft' (14.03.1912, GA 61), die von Harald Haas eingeleitet werden.
Rudolf Steiner wurde am 27. Februar 1861 in Kraljevec (Königreich Ungarn, heute Kroatien), geboren. Er studierte an der Technischen Hochschule Wien und promovierte an der Universität Rostock mit einer erkenntnistheoretischen Arbeit, die mit dem Satz endet: «Das wichtigste Problem alles menschlichen Denkens ist das: den Menschen als auf sich selbst gegründete, freie Persönlichkeit zu begreifen.» Diese Überzeugung leitete ihn auch in seiner Tätigkeit als Goethe-Herausgeber in Weimar, als Schriftsteller, als Redakteur und Vortragsredner in Berlin, später in Dornach und an vielen anderen Orten Europas. Seine durch Bewusstseinsforschung erweiterte Sichtweise, die er «Anthroposophie» (Weisheit vom Menschen) nannte, ermöglichte es ihm, auf zahlreichen Lebensgebieten praktische und tiefreichende Impulse zu geben, stets mit dem Ziel einer spirituellen Erneuerung der Zivilisation. Nach der Trennung von der Theosophischen Gesellschaft, deren Deutscher Sektion er zunächst als Generalsekretär vorstand, wirkte bei der Gründung der Anthroposophischen Gesellschaft mit. Im Goetheanum in Dornach bei Basel bekam die Gesellschaft ihr Zentrum «Freie Hochschule für Geisteswissenschaft». Als der Doppelkuppelbau aus Holz durch Brandstiftung zerstört wurde, stellte sich Rudolf Steiner an die Spitze der neu begründeten Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. Rudolf Steiner starb am 30. März 1925. Sein Werk umfasst neben zahlreichen geschriebenen Büchern Nachschriften von rund 6000 Vorträgen und ist in der «Rudolf Steiner Gesamtausgabe» zum großen Teil ediert.
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