Sommer, noch nicht Herbst - Roman
Verlag | Verlag am Rande e.U. |
Auflage | 2021 |
Seiten | 640 |
Format | 15,7 x 4,5 x 21,9 cm |
Mit Lesebändchen | |
Gewicht | 979 g |
ISBN-10 | 390325925X |
ISBN-13 | 9783903259256 |
Bestell-Nr | 90325925A |
In einer österreichischen Kleinstadt sind Sebastian Welser und seine Frau Maria wie auch andere Bewohner des sogenannten Nordstadtviertels vom geplanten Bau einer Hochleistungsstrecke der Eisenbahn unmittelbar betroffen. Als Sebastians älterer Bruder Ernst in ein Koma fällt, kehrt sein zweiter Bruder Chris in die Stadt zurück. Die beiden sind entzweit, seit Chris einen Verkehrsunfall verursacht hat, durch den Sebastians und Marias Tochter querschnittgelähmt ist.Der Zwist zwischen den Brüdern, aber auch der um das Bauvorhaben der Eisenbahngesellschaft spitzt sich rasch zu. Als eine Delegation der russischen Partnerstadt Mirsk in dem Städtchen eintrifft, kommt es zu einer Wende im Leben der Familie Welser wie auch ihrer Nachbarn und Freunde."Sommer, noch nicht Herbst" ist der zweite Band einer Trilogie rund um das Schicksal der Familie Welser. Der erste Teil (Diese unstillbare Sehnsucht) erschien 2019 im Verlag am Rande.
Leseprobe:
»SebastianMaria war eine halbe Stunde nach ihm nach Hause gekommen. Er war laufen gewesen, dann hatte er gekocht. Natürlich fing ihr Streit sofort wieder an, als sie sich zum Essen an den Tisch setzten."Ihr habt euch wie zwei Dreijährige aufgeführt", sagte sie gleich nach dem ersten Bissen. "Glaubst du, wenn ihr herumstreitet, wird irgendetwas besser? Glaubst du, es verändert irgendetwas an dem, was Hanna passiert ist? Es macht irgendetwas rückgängig? Nichts! Gar nichts!"Er stand vom Esstisch auf, ging hinaus auf die Terrasse und von dort weiter zum Nussbaum und setzte sich auf den Gartenstuhl neben der Feuerstelle. Er hatte das Gefühl, dass sie ihn im Stich ließ. Er wusste, dass es nicht stimmte. Dass er ihr gegenüber ungerecht war. Aber so fühlte es sich an. All die Jahre hatte ihre gemeinsame Wut auf Chris ihnen geholfen, alles zu überstehen. Alles gemeinsam zu überstehen. Natürlich war die Wut auf Chris nicht die einzige Klammer gewesen, die sie zusammengehalten hatte. Aber ei ne wichtige. Sie hatte ihnen geholfen, Hannas Klinikaufenthalt und ihre Rehas zu ertragen. Hannas nächtliche Anrufe, wenn sie verzweifelt über ihre Behinderung gewesen war und wieder einmal an der Kippe gestanden hatte. Die Gespräche mit den Ärzten und ihren Physio- und Ergo- und Psychotherapeuten. Hunderte von Nächten, in denen sie nicht geschlafen hatten. Die immer wieder neu gefasste und immer wieder verlorene Hoffnung, dass Hanna wieder gehen würde können. Irgendwie hatte das Ganze etwas von einem Fluch. Zuerst waren seine Eltern an diesem Sekundenschlaf gestorben, dann hatte es Hanna erwischt, und jetzt Ernst. Man passte eine Sekunde lang nicht auf - einen winzigen Augenblick lang -, und schon erwischte einen der Fluch und alles war vorüber. Als er daran dachte, fiel ihm eine Zeile aus The Times they are a-changin ein, dem Song, den sie vor mehr als 40 Jahren bei Ceterum Censeo gecovert hatten: the curse it is cast.«