Taubenblut. Die Siedler - Eine sächsisch-polnische Familiengeschichte (1697-1939)
Verlag | Sax-Verlag Beucha |
Auflage | 2019 |
Seiten | 576 |
Format | 13,5 x 21 x 4 cm |
Gewicht | 695 g |
ISBN-10 | 3867294011 |
ISBN-13 | 9783867294010 |
Bestell-Nr | 86729401A |
Über Jahrhunderte galten junge Tauben als Delikatesse. Aus ihnen gekochte Brühe ließ Kranke gesunden und Wöchnerinnen zu Kräften kommen. Anders in Kriegszeiten. Dann schlachteten die Bauern in Windeseile alle Tauben, damit ihr Flug den plündernden Truppen nicht den Weg zu den Höfen weist. Meist vergebens. Nun floss auch das Blut von Frauen und Mädchen, die die Soldaten scherzhaft ihre Täubchen nannten, bevor sie sich an ihnen vergingen. Und Kriege gab es im Verlauf der letzten Jahrhunderte reichlich. Auch auf dem Gebiet der damaligen polnischen Adelsrepublik. 1698, nach der Wahl Augusts des Starken zum polnischen König, wurden fünf sächsische Bauernfamilien lutherischen Glaubens nach Polen umgesiedelt. Sie sollten Tartufflis (Kartoffeln) anbauen. Ein riskantes Unternehmen, in dem erzkatholischen Land. Lutheraner galten hier immer noch als Ketzer. Nahe Petrikau (heute Piotrków Trybunalski) lebten sie fast 250 Jahre in mehr oder weniger guter polnischer und jüdischer Nachbarschaft. Und, je nach Herrscher, in Wohlstand oder Not. Hier war ihre Heimat. Bis zum Machtantritt Hitlers
Leseprobe:
Für die Buchautorin, 1951 in Sachsen geboren, beschränkten sich die familiären Wurzeln lange nur auf alte Geschichten vom Leben in Polen und einige verblichene Fotografien. Als Kind begeisterten sie zwar die Erzählungen ihrer 1898 in Wierzeje geborenen Tante, die u.?a. drei Jahre im Haus einer adligen russischen Familie in Petersburg und Moskau lebte. Doch wurde das wie ein Geheimnis behandelt, wie es überhaupt in der Familie merkwürdig viele Geheimnisse gab. Wenn diese den Kindern nicht zu Ohren kommen sollten, sprachen Großmutter, Tante und Mutter miteinander Russisch oder Polnisch und erst später begriff die Autorin, dass das zu ihrem Schutz geschah, durfte doch zu DDR-Zeiten nicht öffentlich über Flucht und Vertreibung oder das dabei erlebte Grauen gesprochen werden. Im Juli 1996 übernahmen die Autorin und ihre Schwester die Pflege ihrer im Sterben liegenden Mutter. Erst jetzt, fünfzig Jahre nach den ersten Andeutungen, begann sie zu erzählen. Es waren Geschichten ihrer gemein samen sächsischen Vorfahren, deren abenteuerliches Auswandern vor vielen Generationen nach Polen und schließlich die Lebensgeschichte der Mutter selbst. Was auf dem Sterbebett nun zum ersten Mal ausgesprochen wurde, erschütterte aufs Tiefste. Die 1908 nahe Petrikau (heute Piotrków Trybunalski) geborene Mutter hatte die Unmenschlichkeit und Gewalt beider Weltkriege erlebt, und auch jene subtilere Gewalt, die sich im angeblichen Frieden der den Kriegen folgenden polnischen und ostdeutschen Republik fortsetzte.Die bruchstückhaften Erzählungen waren nicht chronologisch geordnet. Es gab Lücken und Ungenauigkeiten bei einzelnen Daten und genannten Personen. Doch niemand war mehr am Leben, der diese Details hätte richtigstellen oder bestätigen können. Stattdessen wuchs aus diesen späten Berichten der Mutter der vorliegende zeitgeschichtliche Familienroman, und er wurde ergänzt mit frei erfundenen Dialogen, Handlungen und Personen. Jede sich dabei ergebende Ähnlichkeit mit realen Begebenh eiten und Personen ist nicht beabsichtigt, sondern allein Ausdruck der künstlerischen Freiheit der Autorin. Schließlich möchte sich die Autorin bei Frau Dr. Heidrun Popp bedanken, die ihr in allen Belangen, nicht nur als Lektorin, selbstlos und geduldig über Jahre hinweg half, das Buch in eine für den Druck geeignete Form zu bringen