500 Jahre Bauernkriege - Thomas Müntzer als Sozialrevolutionär aus protestantischem Geist
Thomas Müntzer ist eine der umstrittensten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte. Schon während seines kurzen Lebens als Verkörperung des Teufels angefeindet, prägten über Jahrhunderte Ablehnung und Legenden sein Bild. War er nur ein hitzköpfiger Sozialrevolutionär, der die Endzeit angebrochen wähnte und darum mit geballter Faust für die Rechte des »kleinen Mannes« kämpfte? Oder lassen sich Züge einer eigenständigen, neuen Theologie erkennen, mit der er auf die Krisenerscheinungen in Kirche und Gesellschaft reagierte?
Mit Siegfried Bräuer und Günter Vogler verfolgen erstmals ein Theologe und ein Historiker gemeinsam Leben und Wirken des Predigers, Seelsorgers und Mitstreiters im deutschen Bauernkrieg. Quellennah zeichnen sie seinen Weg nach und arbeiten die Wurzeln und Schwerpunkte seiner Theologie heraus.
»Neu Ordnung machen in der Welt« - dafür sah Müntzer die Stund e gekommen, und darum vertrat er eine radikale Alternative im reformatorischen Prozess.
Ausstattung: mit zahlreichen sw-Abbildungen und achtseitigem vierfarbigen Bildteil
Siegfried Bräuer, 1930-2018, studierte Theologie an der Karl-Marx-Universität Leipzig und wurde nach dem Abschluss evangelischer Pfarrer. 1973 wurde er zum Dr. theol. promoviert. Von 1972 bis 1979 war Bräuer Rektor des Sächsischen Pastoralkollegs in Krummenhennersdorf. 1980 wechselte er nach Berlin und übernahm dort den Direktorenposten des Evangelischen Verlagsanstalt Berlin, den er bis 1991 innehatte. Anschließend war er bis 1995 Referent für Theologie an der Außenstelle Berlin der Evangelischen Kirche Deutschlands.
Bräuer forschte u.a. zu Thomas Müntzer und ist Vorstandsmitglied der Thomas-Müntzer-Gesellschaft in Mühlhausen. In den 1990er-Jahren habilitierte er über die Rezeption Martin Luthers während des Nationalsozialismus und war daraufhin bis 2000 als Privatdozent und apl. Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin tätig. 2001 wurde ihm von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel die Ehrendoktorwürde verliehen. Er ist Mitherausgeber von Müntzers Briefwechsel im Rahmen der kritischen Gesamtausgabe.
Günter Vogler, geboren 1933, Studium der Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin, anschließend wissenschaftlicher Assistent und Dozent am Institut für deutsche Geschichte; von 1969 bis 1996 Professor für deutsche Geschichte. Zahlreiche wissenschaftliche Aktivitäten im In- und Ausland, u.a. 1976 Gastprofessor an der City University of New York.
Die brandenburgische und preußische Geschichte war ein früher Arbeitsschwerpunkt, dann folgten Forschungen zu unterschiedlichen Aspekten der Frühen Neuzeit. Vogler ist Autor und Herausgeber zahlreicher Publikationen über diese Epoche, darunter Überblicksdarstellungen zur deutschen und europäischen Geschichte, Untersuchungen zu Reformation und Bauernkrieg sowie zur Täufergeschichte. Sein Interesse gilt weiterhin dem radikalen Reformator Thomas Müntzer sowie seiner Rezeption in Historiographie und Kunst. 1989 veröffentlichte er eine vielbeachtete Biographie Müntzers. Als 2001 die Thomas Müntzer-Gesellschaft e.V. gegründet wurde, prägte er als Vorsitzender bis 2008 deren Arbeit.
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