Drei außergewöhnliche Musiker, die im frühen 20. Jahrhundert als Komponisten, Pädagogen und Freunde miteinander in Verbindung stehen, teilen ein ähnliches Schicksal: sie sind jüdischer Herkunft und somit Verfemte und Verbannte. §§Lebensgeschichten verfemter Komponist:innen
Drei außergewöhnliche Musiker, die im frühen 20. Jahrhundert als Komponisten, Pädagogen und Freunde miteinander in Verbindung stehen, teilen ein ähnliches Schicksal: sie sind jüdischer Herkunft und somit Verfemte und Verbannte. Ausgehend vom Künstler:innen-Kreis der Zweiten Wiener Schule zur Zeit des Jugendstil spitzt sich die politische Lage zu, was zu einer Fluchtwelle aus dem nationalsozialistischen Europa tausender jüdischer und regimekritischer Menschen führt und damit zu großem Verlust kulturellen Erbes. Arnold Schönberg bezeichnet das amerikanische Exil als Paradies, in das er gestoßen wird, komponiert, unterrichtet und pflegt soziale Kontakte mit anderen ausgewanderten Kulturschaffenden. Sein Schüler und Assistent Richard Hoffmann gibt dessen Lehre an die nächsten Generationen weiter, aber nicht alle Emigranten können sich entwurzelt mit den neuen Umständen arrangieren. Alexander Zemlinsky zum Beispiel verkümmert künstlerisch, mental und physisch im Exil.
Gerold Gruber ist seit Jahrzehnten als Dozent für Musikwissenschaft an der mdw - Universität für Musik und darstellende Musik Wien tätig und hat sich in dieser Eigenschaft intensiv mit dem Leben und Werk von Arnold Schönberg auseinandergesetzt. 2002 veröffentlichte er die "Schönberg-Interpretationen", ein grundlegendes Handbuch der Beschäftigung mit dem Komponisten und seinem Oeuvre, danach initiierte er die Gesamtausgabe der Schriften Schönbergs. Sein Interesse an der Zeit und am Umfeld brachte ihn 2006 zur Gründung des Vereins exil.arte, welcher sich zum Ziel gesetzt hat, von den Nationalsozialist:innen vertriebene, verfemte und ermordete Komponist:innen und Musiker:innen wieder eine Stimme zu geben und der Öffentlichkeit zu präsentieren. 2016 wurde der Verein als Forschungszentrum in die mdw aufgenommen. Michael Haas wurde bald nach seinem Klavierstudium an der Wiener MUK von Decca Records engagiert. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter vier Grammys. Er gründete, produzierte und kuratierte die Aufnahmeserie "Entartete Musik", die erste umfassende Übersicht eines großen Labels über Musik aller Genres, die in den Jahren des Nationalsozialismus verlorenging. Nach seiner Tätigkeit als Vizepräsident bei Sony Classical und Produzent der Berliner Philharmoniker mit Claudio Abbado wurde Haas Musikkurator am Jüdischen Museum Wien. 2016 war er gemeinsam mit Gerold Gruber Mitbegründer des Exilarte Zentrum der mdw. Autor der Bücher Forbidden Music - the Jewish Composers Banned by Hitler und Music of Exile. Katja Kaiser studierte Querflöte sowie Sonder- und Heilpädagogik. Sie konzertierte und unterrichtete u.a. am College of Music, Mahidol University in Bangkok/Thailand, leitete das Verlags-Archiv der Universal Edition A.G., Wien, setzte Musik rhythmisch-therapeutisch mit gehörlosen Kindern ein und arbeitete mittels Musik und Therapiehund mit Alzheimer Patient:innen. Musikgeschichtlich beschäftigt sie sich seit Jahrzehnten mit Komponist:innen des frühen 20. Jahrhunderts, deren Musik und Schicksale sie als musikalische Fachreferentin im Exilarte Zentrum der mdw bearbeitet. Sie ist zuständig für die Exilarte Notenedition, das Notenarchiv und die Konzeptionierung und Gestaltung der Ausstellung "Triangel der Wiener Tradition
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