Übersehene Kinder - Biografien erwachsener Töchter von Borderline-Müttern. Mit e. Vorw. v. Katharina Ohana und einem Praxisteil 'Frühe Hilfen'
Verlag | Marta Press |
Auflage | 2014 |
Seiten | 548 |
Format | 15,6 x 21,7 x 3,8 cm |
Gewicht | 840 g |
Reihe | Nahaufnahmen |
ISBN-10 | 3944442997 |
ISBN-13 | 9783944442990 |
Bestell-Nr | 94444299A |
Rund 30 Töchter zwischen 19 und 62 Jahren beschreiben ihr Leben, das durch ihre Mütter, die an der Borderline-Persönlichkeitsstörung erkrankt sind, wesentlich geprägt wurde. Ein Tabu-Thema: Alle Töchter erlebten psychische Gewalt, viele von ihnen körperliche Gewalt und manche sexuelle Gewalt durch ihre Mütter! Die Mütter sind an Borderline erkrankt, weil sie in ihrer eigenen Kindheit oder Jugend durch emotionale Vernachlässigung, körperliche, sexuelle und/oder psychische Gewalt, durch Verlusterfahrungen, Flucht und/oder Krieg traumatisiert worden sind. Diese, von ihnen unbearbeiteten, Traumata haben Auswirkungen auf ihr eigenes Leben und das ihrer Kinder und Enkelkinder. In der Gesellschaft und in psychiatrisch-therapeutischen Kontexten gehören die Töchter und Söhne auch heute noch zu den "übersehenen" Kindern psychisch kranker Eltern(teile).Der Sammelband soll die Borderline-Persönlichkeitsstörung und ihre Erscheinungsformen als Trauma-Folgeerkrankung bekannter machen, die Folgen einer Sozialisierung durch Mütter mit Borderline verdeutlichen, die Co-Abhängigkeit bzw. Abwesenheit der Väter aufzeigen und für die - oft schwere - Situation der Kinder von Borderlinern sensibilisieren. Zugleich werden frauenfeindliche gesellschaftliche Strukturen und Mechanismen sowie ihre Auswirkungen auf die Biografien der Mütter und der Töchter deutlich. Die Autorinnen hoffen, dass, ausgehend von den dargestellten Erfahrungen und den daraus gewonnenen Erkenntnissen, die transgenerationale Weitergabe von Traumatisierungserfahrungen in jetzigen und zukünftigen Familien wenigstens abgemildert werden kann. In einer ausführlichen Einleitung wird die Trauma-Folgeerkrankung Borderline erklärt. Buchteil I enthält die Biografien der Töchter, deren Mütter ab 1946 geboren sind, Buchteil II die Biografien der Töchter, deren Mütter bis 1945 geboren worden sind. Im Praxisteil stellt Psychologin Marianne Styger "Frühe Hilfen" für Borderline-Mütter und ihre Kinder vor.Es ist ein wichtiges B uch für betroffene Töchter und Söhne, für Mütter und Väter, Angehörige, Therapeutinnen und Therapeuten, Psychologinnen und Psychologen, Kliniken, Psychiatrische Einrichtungen, Hilfs- und Beratungseinrichtungen für Kinder, Jugendliche, Frauen und Familien, Mutter-Kind-Einrichtungen und -wohnprojekte, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Studierende sowie für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Gerichten und Jugendämtern.
Leseprobe:
Zitat aus der Einleitung: "Übersehene Kinder" wollen vor allem eins: Nicht mehr länger als engste betroffene Angehörige von Müttern oder Vätern mit Borderline übersehen werden! Weder in ihren aktuellen Beziehungen zu Menschen, noch von der Fachwelt oder der Gesellschaft. Sie wollen sich wiederfinden in den gesellschaftlichen, fachlichen und feministischen Diskursen zu den Themen (gesellschaftliche) Macht- und Gewaltverhältnisse, Traumatisierung und ihre Folgen, Rolle der Mütter, Väter und Familien, Psychische Erkrankungen, inklusive der Bereiche psychiatrische Praxis, Prävention, Therapie und Opferentschädigung. Sie wollen, dass über die (Traumatisierungs-)Folgen von psychischer, physischer und sexueller Gewalt mehr Aufklärung erfolgt sowie Bewusstsein und Wissen in der Gesellschaft entsteht - bei den Betroffenen, aber auch in therapeutischen und juristischen Zusammenhängen. Sie wollen in ihren eigenen Therapien erfahren, unter welcher psychischen Erkrankung ihre Mutter leidet. "F amiliengeheimnisse" gab es in ihren Familien genug. Sie stellten sich als destruktiv heraus. Erwachsene Kinder von Borderline-Müttern suchen nach Trost, nach Erklärungen, nach Verständnis, nach anderen Frauen und Männern, die Ähnliches erlebt haben. Eine betroffene Frau brachte es auf den Punkt: "Als Tochter einer Borderline-Mutter bin ich auf der Suche nach Informationen, Ermutigungen und dem Gefühl, nicht alleine zu sein mit diesem Problem. (...) Ich habe über ein halbes Jahrhundert gebraucht, bis ich dem Verhalten meiner Mutter endlich einen Namen geben konnte. Wäre das, was ich, wie viele andere Kinder von Borderline-Müttern, erlebt habe, früher thematisiert worden, wären uns vielleicht Jahrzehnte der verzweifelten Verwirrung erspart geblieben."