Verlag | Elfenbein |
Auflage | 2020 |
Seiten | 192 |
Format | 13,5 x 20,7 x 2,2 cm |
Mit Lesebändchen | |
Gewicht | 362 g |
ISBN-10 | 3961600317 |
ISBN-13 | 9783961600311 |
Bestell-Nr | 96160031A |
Emlichheim, 1985: Der neunjährige Jonas fährt an einem Vormittag des Sommers, in dem das erste "Schengener Abkommen" getroffen wird, mit seiner Mutter zum Einkaufen in die nahe gelegenen Niederlande. Noch bestimmen Schlagbäume die Grenze, Zöllner kontrollieren die Papiere, und im Auto, einem kleinen R4, ist es drückend heiß. Doch Jonas, der derweil die Kiebitze auf den umliegenden Wiesen beobachtet, hat nicht nur Hitze und Durst auszuhalten. Die Ehe seiner Eltern ist kaputt, sein Vater erscheint immer unberechenbarer. Zudem lauern ihm ständig die Nachbarsjungen auf, um ihn zu verprügeln, und der Grund, weshalb er nicht zur Schule muss, ist ein schlimmer Asthmaanfall. Um all dem zumindest zeitweise zu entfliehen, verfolgt Jonas den fantastischen Traum, einen Vogelpark zu errichten - und zwar im Garten seines dörflichen Zuhauses. - Der neue Roman von Tobias Schwartz führt wieder in die niedersächsische Provinz, in das Jahr, in dem der Schlusssatz aus Beethovens Neunter offiziell zur Europahymne erkoren wurde. Mit beeindruckender Leichtigkeit und feinem Humor erzählt der Autor von "Nordwestwärts" von den schwerwiegenden Ereignissen und Schicksalsschlägen im Leben eines heranwachsenden Jungen und lässt poetisch eine Welt wieder auferstehen, die uns viel näher ist, als wir vielleicht glauben.
Leseprobe:
Die Tante kam nicht einfach zu Besuch, sie kam auch nicht, um Esthers Klavierspiel zu überwachen, sie kam, um Esther und Jonas abzuholen und für eine Woche, vielleicht sogar zwei Wochen mit sich nach Berlin zu nehmen, in die große Stadt auf der anderen Seite Deutschlands. "Bis sich die Lage entspannt hat", würde sie später sagen. Einmal quer durch die ganze Bundesrepublik musste man fahren, über Osnabrück, Hannover, Wolfsburg und dann über die Grenze, am "Kontrollpunkt Helmstedt", die Transitstrecke entlang durch die DDR. Die Tante stand lächelnd in der Tür, sie hatte mehrfach geklingelt, ungeduldig, und machte keine Anstalten, hereinzukommen. Lieber ließ sie sich bestaunen. Jonas kam aus dem Garten gelaufen, blieb neben seiner Mutter stehen und sah abwechselnd zu ihr und zu der Tante.Auch Esther hatte es klingeln gehört und ihr Klavierspiel unterbrochen."Tja, ihr Lieben. So schnell sehen wir uns wieder. Und es sieht so aus, als würden wir eine Weile miteinander auskommen müssen. Aber keine Sorge, ich habe mir ein paar schöne Dinge für euch überlegt."Die Tante sagte das mit einem Zwinkern, das offensichtlich Esther galt, und klatschte in die Hände."Wir werden zusammen in die Oper gehen!"