Das Reisen bildet das geheime, lange Zeit viel zu wenig beachtete Zentrum von Wolfgang Koeppens literarischem Werk. Über sechs Jahrzehnte, von der Weimarer Republik bis zum Ende der alten Bundesrepublik, schrieb Koeppen Reisereportagen. Er spielte mit Formen des Genres und warf einen unkonventionellen, das Fremde und gleichzeitig Authentische suchenden Blick auf scheinbar bekannte Kultur und Lebensgewohnheiten; egal, ob er sich - im Auftrag von Alfred Andersch und für den Süddeutschen Rundfunk - 1957 in die Sowjetunion oder, nur ein Jahr später, in die USA aufmachte. Band 9 enthält diese Amerikafahrt Wolfgang Koeppens und dokumentiert seine lebenslange Auseinandersetzung mit der "Neuen Welt".
Inhaltsverzeichnis:
Amerikafahrt - New York [1961] - New York [1976] - Ein Ort, aufs innigste sich hinzuwünschen - Ein Wiedersehen mit New York - Notizen - Kommentar des Herausgebers
Wolfgang Koeppen wurde am 23. Juni 1906 in Greifswald geboren und starb am 15. März 1996 in München. Nach einem elfjährigen Aufenthalt in Ortelsburg (Ostpreußen) kehrte er 1919 nach Greifswald zurück. Aus finanziellen Gründen musste er vom Gymnasium auf die Mittelschule wechseln, von der er ohne Abschluss abging. Danach versuchte er sich in ganz unterschiedlichen Berufen: in einer Buchhandlung, im Stadttheater in Greifswald. Als Hilfskoch kam er nach Schweden und Finnland, in Würzburg arbeitete er als Dramaturg. 1927 ließ er sich in Berlin nieder, wo er 1931 zwei Jahre als fest angestellter Redakteur beim Berliner Börsen-Courier arbeitete. Er schrieb Reportagen, Feuilletons, auch erste literarische Arbeiten entstanden. 1934 erschien sein erster Roman, Eine unglückliche Liebe. Im selben Jahr siedelte er in die Niederlande über. Hier begann er mit der Niederschrift des nicht vollendeten Romans Die Jawang-Gesellschaft. 1935 erschien der Roman Die Mauer schwankt, der jedoch kaum beachtet wurde. Er kehrte 1938 nach Deutschland zurück und arbeitete ab 1941 für die Bavaria-Filmgesellschaft in Feldafing am Starnberger See, 1945 siedelte er nach München über. 1948 erschien anonym das Buch Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch, zu dessen Neupublikation unter seinem Namen er erst 1992 zustimmte. 1951, 1953 und 1954 erschienen die drei Romane, die als die atmosphärisch genaueste Vergegenwärtigung des Klimas der Adenauer-Republik gelten: Tauben im Gras, Das Treibhaus und Der Tod in Rom. Koeppen verschaffte mit Nach Rußland und anderswohin, Amerikafahrt und Reisen nach Frankreich der Reiseliteratur in Deutschland hohes Ansehen. Walter Erhart leitete von 2001 bis 2007 das Wolfgang-Koeppen-Archiv der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Seit 2007 ist er Professor für Deutsche Literaturwissenschaft und Literaturtheorie in Bielefeld.
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