Wir Negativen - Kurt Tucholsky und die Weimarer Republik
Verlag | marixverlag |
Auflage | 2018 |
Seiten | 336 |
Format | 15,6 x 21,8 x 3,2 cm |
Gewicht | 561 g |
ISBN-10 | 3737411018 |
ISBN-13 | 9783737411011 |
Bestell-Nr | 73741101A |
Von der ersten Stunde an zählte der Berliner Journalist und Schriftsteller Kurt Tucholsky zu den schärfsten Kritikern der Weimarer Republik. Doch im Gegensatz zu vielen anderen wollte er sie nicht zerstören, sondern ihr auf die Sprünge helfen, den Geist der Freiheit entfachen und sie vom Stahlkorsett des wilhelminischen Obrigkeitsstaates befreien. Ist er dabei mit seinen idealistischen Vorstellungen selbst zum Untergangspropheten geworden? 100 Jahre Weimarer Republik laden zu einer Auseinandersetzung mit dem Schriftsteller und Publizisten Kurt Tucholsky ein.
Leseprobe:
Der Große Krieg lag seit 1913 förmlich in der Luft. Doch vorstellen, was er bedeuten, was er auslösen würde und wie er zustande käme, konnten sich nur wenige. Gewiss, auf dem Balkan spitzte sich die Lage zu. Die ethnische und religiöse Vielfalt der Bevölkerung dort und der wachsende Nationalismus entwickelten sich besonders in den multiethnischen Großreichen Österreich-Ungarn und im Osmanischen Reich zu einem gefährlichen, unkalkulierbaren Gebräu. Aber niemand vermochte sich vorzustellen, dass davon eine Katastrophe ausgehen könnte, die Europa an den Abgrund führen würde. Die Balkankrise erschien den Zeitgenossen nur eine unter vielen anderen auf der Welt. Der junge Kurt Tucholsky schenkte ihr keine nennenswerte Beachtung. Schon 1911, vier Jahre bevor er sein Jurastudium mit einer Promotion an der Universität Jena abschloss, publizierte er seinen ersten Beitrag in der sozialdemokratischen Zeitung Vorwärts. Es sollten viele folgen; er arbeitete dort bis zum Sommer 1914 regelmäßig m it. Ab Januar 1913 schrieb er auch für die Schaubühne, hier aber vor allem Literatur- und Kulturbeiträge. Die Schaubühne öffnete sich jedoch noch vor Beginn des Weltkrieges für politische und wirtschaftliche Themen. So war es nur konsequent, dass sich ihr Gründer und Chefredakteur Siegfried Jacobsohn am 4. April 1918 entschloss, sie in Weltbühne. Zeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur umzubenennen.