Wolfspirit - Meine Geschichte von Wölfen und Wundern
Verlag | National Geographic Taschenbuch |
Auflage | 2014 |
Seiten | 256 |
Format | 12,2 x 18,1 x 1,6 cm |
Klappenbroschur | |
Gewicht | 294 g |
Reihe | National Geographic Taschenbuch 524 |
ISBN-10 | 349240524X |
ISBN-13 | 9783492405249 |
Bestell-Nr | 49240524A |
Ihr Zusammentreffen mit einem wilden Wolfsrudel ist eine Sensation. Nach Monaten der Spurensuche in der kanadischen Wildnis umringen Gudrun Pflüger während einer Filmaufnahme plötzlich mehrere Küstenwölfe - und nehmen sie in ihrer Mitte auf. Eine Begegnung, aus der die Wildbiologin fortan Lebensmut und Vertrauen schöpft und die ihr schon bald darauf im Kampf gegen einen aggressiven Hirntumor zur überlebenswichtigen Stütze wird. Tief beeindruckt von der Zielstrebigkeit der Tiere, kann sie ihre Erkrankung besiegen. Eine berührende Lebensgeschichte, die mehr ist als ein Abenteuerbericht und von der heilsamen Verbundenheit mit der Natur erzählt.
Leseprobe:
Vorwort
An was denken Sie, wenn Sie Wolf hören? An Rotkäppchen und dunkle Wälder? An scharfe Zähne und Gefahr? An unmoderne Kreaturen, für die in unserer heutigen Gesellschaft und Landschaft kein Platz mehr ist?
Oder an eine sanfte Berührung, die Ihr Leben retten kann?
Dies ist meine Geschichte. Es gibt so viele Geschichten, wie es Menschen gibt. Viele schweigen, einige erzählen sie weiter, und Einzelne schreiben sie auf. Am Anfang dachte ich, das sei einfach. Ein Jahr nach dem anderen zu beschreiben, schön linear. Doch das Leben ist nicht geradlinig und die verschiedenen Erfahrungen haben so unterschiedliche Bedeutungen und Beziehungen zueinander, dass mir eine strikt chronologische Reihenfolge nicht passend erschien. Gewählt habe ich eine Struktur, die dem komplexen Lebensgeflecht angemessener ist und dem Faktor Zeit nicht mehr Bedeutung gibt, als er in meinem Leben tatsächlich hat. Ich besitze nicht mal eine Uhr, und in der Wildnis Kanadas und während meiner Krankheit hat Zeit überhaupt keine Rolle mehr gespielt, nur noch das Sein oder Nicht-mehr-Sein.
Meine Motivation, dieses Buch zu schreiben, ist meine tiefe Verbundenheit mit allem Natürlichen und Einfachen. Wölfe gehören dazu. Sie sind einfach Tiere. Doch sobald wir anfangen, sie als Projektionsflächen für unsere eigenen Ängste und Schwächen zu nutzen, werden sie zu Problemtieren, die es zu verscheuchen oder sogar auszurotten gilt.
Meine Erfahrungen mit Wölfen sind ganz andere. Dank ihnen habe ich meine Liebe zum Leben gespürt, meinen Willen zum Überleben gestärkt und meinen Respekt gegenüber allem Lebendigen genährt.
Ohne meine intensiven Erlebnisse in der Wildnis, die mich oft an meine Grenzen gebracht haben, hätte ich nicht gewusst, wie weit meine eigenen Kräfte reichen und woher sie eigentlich kommen. In der ungezähmten Natur habe ich gelernt, das Unkontrollierbare zu respektieren, anzunehmen und schließlich als überlebenswichtigen Teil meines eigenen Lebens zu erkennen.
Wäh rend ich mit meiner Krankheit gerungen habe, prägte ich den Begriff des Wolfspirit, der alle kraftvollen Eigenschaften der Wölfe vereint ihre Zielstrebigkeit, Ausdauer, Leidensfähigkeit, ihren Teamgeist, ihre Freude und ihren Lebenswillen. Ich habe sie erfolgreich für meine eigene Heilung einsetzen können.
Wir müssen dringend alles daran setzen, unsere noch natürlichen Lebensräume zu erhalten, nicht nur aus Gründen der Biodiversität auch für unser eigenes Seelenheil. All unsere Lebenskraft hat ihren Ursprung in der freien Natur. Diese Botschaft ist für mich untrennbar mit den wilden, frei lebenden Wölfen Kanadas verbunden.
Herbst 1997 Stadt Salzburg. Mozart zum Quadrat. Es ist wieder mal so ein Salzburger Regentag. Salzburg-Kenner wissen, wovon ich rede. Zwischen zwei Vorlesungen schau ich im nahe gelegenen Einkaufszentrum vorbei, hier gibt es guten Topfenstrudl. Ich habe noch etwas Zeit und lasse mich daher an einem Stand von ein paar Mitarbeitern der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" ansprechen. Normalerweise nicht meine Art, aber Dinge passieren eben mit Grund. Sie arbeiten mit Anfangsschockern, mit Bildern von brutal gehaltenen Tieren auf Pelztierfarmen oder in der Massentierhaltung, von gehäuteten Kadavern, eingesperrten vierbeinigen Zirkusartisten und qualvoll verendeten Wildtieren in Fallen. Bilder, die die Menschen emotional erreichen und zur Aktion bewegen sollen. Wie man zu solchen Angelmethoden steht, ist für mich zweitrangig. Wichtig ist, dass es solche Menschen gibt, die sich in die Sache des Größeren stellen. Größer als die Bedeutung des isolierten, kleinen, eigenen Lebens. Ich unterschreibe eine Mitgliedschaft.
In einem ihrer Magazine lese ich einen Bericht über ein Wolfsforschungs- und Informationsprojekt in den kanadischen Rocky Mountains. Ich beschließe, die Patenschaft für eine der dort besenderten Wölfinnen zu übernehmen. Als Dankeschön bekommen die Paten regelmäßige Updates "ihres" Wolfs. Sie heißt Chinoo