Verlag | Beck |
Auflage | 2019 |
Seiten | 190 |
Format | 12,5 x 20,6 x 1,7 cm |
Klappenbroschur | |
Gewicht | 256 g |
ISBN-10 | 3406741851 |
ISBN-13 | 9783406741852 |
Bestell-Nr | 40674185A |
Der Zölibat verpflichtet katholische Priester zur Ehelosigkeit. Trotz sexuellem Missbrauch durch Priester wird er bis heute als ein Grundpfeiler der Kirche verteidigt. Hubert Wolf zeigt dagegen, dass der Zölibat gar nicht so alt ist und es heute bereits verheiratete Priester gibt. Er hinterfragt die diversen Begründungen und findet gute Gründe dafür, den Zölibat endlich abzuschaffen. Sein kirchenhistorisch profunder, glasklar argumentierender Weckruf sollte auch im Vatikan gehört werden.
Die Ehelosigkeit der Priester wurde mit ihrer kultischen Reinheit begründet. Sie diente dem Schutz der Kirche vor Erbansprüchen legitimer Söhne und später zur Abgrenzung von den Protestanten. Noch von Johannes Paul II. wurde der Zölibat mit Verweis auf Jesus spirituell verklärt. Doch gehäufte Missbrauchsfälle lassen fragen, ob die priesterliche Ehelosigkeit immer heilsam ist. Hubert Wolf stellt die umstrittene Einrichtung rigoros auf den kirchenhistorischen Prüfstand. Er erklärt, wie es zu m Zölibat kam, warum die alten Argumente nicht mehr ziehen und welche guten Gründe es heute dagegen gibt: Ausnahmen vom Zölibat haben sich bewährt, der Priestermangel könnte behoben und die Gefahr des Missbrauchs eingedämmt werden. In einem gibt Hubert Wolf den Fürsprechern des Zölibats allerdings recht: Mit seinem Wegfall könnte das klerikale System mit seiner Geringschätzung von «Laien» und Frauen insgesamt zur Disposition stehen. Und das wäre auch gut so.
Inhaltsverzeichnis:
INHALT
1. DAS TABU IST GEFALLEN
Priestermangel und Missbrauchsvorwürfe zwingen den Vatikan, über den Zölibat zu reden.
2. DIE SCHWIEGERMUTTER DES PETRUS
Der Zölibat lässt sich biblisch nicht begründen, denn im Neuen Testament gibt es selbstverständlich verheiratete Bischöfe, Priester und Diakone.
3. ZÖLIBAT IST NICHT GLEICH ZÖLIBAT
Es wurde zu verschiedenen Zeiten nicht nur ganz Unterschiedliches darunter verstanden, die Vorschriften mussten immer wieder erneuert, modifiziert und gegen große Widerstände durchgesetzt werden.
4. VORCHRISTLICHE URSPRÜNGE
Die Vorstellung von der kultischen Reinheit des Priestersstammt aus der jüdischen und heidnischen Antike und ist nicht mehr zeitgemäß.
5. JESUS WAR KEIN STOIKER
Das Ideal des asketischen Priesters geht auf antike Vorstellungen von einem philosophischen Leben zurück und entspricht nicht dem Vorbild Jesu.
6. ÖKONOMISCHE WURZELN
Die Ehe losigkeit stellte im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit sicher, dass Geistliche die ihnen unterstellten Kirchengüter nicht an ihre Kinder vererben konnten.
7. FLAGGE ZEIGEN IM GLAUBENSSTREIT
Der Zölibat diente im konfessionellen Zeitalter zur Abgrenzung von den Protestanten.
8. AUCH PRIESTER HABEN MENSCHENRECHTE
Die Kritik am Zölibat als Verstoß gegen die Natur radikalisierte die Zölibatsbefürworter seit der Aufklärung.
9. SPRUNG IN ANDERE SPHÄREN
Weil andere Begründungen nicht mehr zogen, überhöhte Paul VI. den Zölibat spirituell.
10. ES GEHT AUCH OHNE ZÖLIBAT
In den katholischen Ostkirchen gibt es selbstverständlich verheiratete katholische Priester.
11. IMMER MEHR AUSNAHMEN
Zum Katholizismus konvertierte verheiratete evangelische und anglikanische Pfarrer empfangen mit päpstlicher Dispens die Priesterweihe.
12. NEUES ZUR SEXUALITÄT
Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil gilt die Ehe als Abbild des B undes zwischen Christus und seiner Kirche und kann kein Hindernisgrund für den priesterlichen Dienst sein.
13. KEIN DOGMA
Die Lehre der katholischen Kirche ermöglicht jederzeit die Aufhebung des Zölibats.
14. GEFÄHRLICHES VERSPRECHEN
Die verpflichtende Ehelosigkeit ist ein Risikofaktor im Hinblick auf den sexuellen Missbrauch durch Priester.
15. GÜTERABWÄGUNG
Vor die Wahl gestellt, dem Priestermangel abzuhelfen oder den Zölibat beizubehalten, muss sich die Kirche im Interesse der heilsnotwendigen Eucharistie gegen den nicht heilsnotwendigen Zölibat entscheiden.
16. DAS ALTE SYSTEM IST AM ENDE
Die Abschaffung des Zölibats als Instrument des Machterhalts muss Teil einer grundlegenden Reform des hierarchisch klerikalen Systems sein.
Anmerkungen