Menschen entstehen aus Schlamm und Steinen, Nymphen werden zu Sträuchern, übermütige Jünglinge stürzen auf ihrem Himmelsflug ab, ein altes Ehepaar nimmt die Gestalt von Bäumen an ... Die Rede ist u. a. von Pyrrha und Deucalion, Daphne und Apoll, Daedalus und Ikarus, Philemon und Baucis. Hier ist der ganze ausufernde Mythenschatz der Antike versammelt.
Rolf Boysen, der "große alte Mann des deutschen Theaters" (Süddeutsche Zeitung), liest Ovids Verwandlungsgeschichten mit seiner ganzen rhetorischen Raffinesse und scheint sich dabei immer mehr selbst zu verwandeln in reinen Klang, in Rhythmus, Stimme und Widerhall. In der Übersetzung von Erich Rösch.
(6 CDs, Laufzeit: 7h 13)
Rezension:
"Ein großer Moment der Vergegenwärtigung von Kunst und des Erlebbarmachens von Text. Jeder im Saal war sich der Einzigartigkeit dieses Abends wohl bewusst." Münchener Merkur anl. Rolf Boysens Lesung im Münchner Residenz Theater
Ovid (eigentlich Publius Ovidius Naso, 43 v. Chr. - etwa 17. n.Chr.) ist einer der wirkungsmächtigsten Dichter der Antike. Schon zu Lebzeiten eine Berühmtheit, zählt er heute wegen seiner poetisch meisterhaften Darstellung von erotischen und mythologischen Stoffen zu den Klassikern der Weltliteratur.
Der aus einer adeligen Familie stammende Ovid genoss eine rhetorische Ausbildung in Rom und Athen. Er unternahm Bildungsreisen nach Sizilien und Kleinasien. Nach kurzer Amtstätigkeit gab er seine politische Laufbahn auf und wandte sich der Dichtung zu. 8 n. Chr. traf ihn das Schicksal der Verbannung: Kaiser Augustus schickte ihn wegen eines Sittenskandals - in den wahrscheinlich die Kaiserenkelin Julia verwickelt war - an die Grenzen des Römischen Reichs, nach Tomis am Schwarzen Meer. Trotz unzähliger Bittschreiben nach Rom wurde er nie begnadigt und starb um 17. n. Chr. im Exil. Rolf Boysen (1920-2014) absolvierte seine Schauspielausbildung in Hamburg. Ab 1948 war er an den staatlichen Bühnen in Dortmund, Kiel, Hannover und Bochum engagiert. Von 1957 bis 1968 gehörte Rolf Boysen zum Ensemble der Kammerspiele in München. Danach spielte er zehn Jahre am Deutschen Schauspielhaus Hamburg. Seit 1978 stand Rolf Boysen wieder in München auf der Bühne, erst bei den Münchner Kammerspielen, ab 2000 am Residenztheater. Als »Wallenstein« und »Michael Kohlhaas« ist er im Fernsehen auch einem breiten Publikum begegnet. Rolf Boysen war ein Meister traditioneller Rezitationskunst und interpretierte viele Klassiker.
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