Zwischen dem Fall der Berliner Mauer und den Anschlägen von New York lag nur ein gutes Jahrzehnt trügerischer Ruhe. Karl Schlögels Erkundungen in der Mitte Europas setzen Orientierungszeichen für die Position unseres Kontinents in einer Zeit des Übergangs. Die europäischen Angelegenheiten scheinen ungeordnet, sekundär. Doch Europa wird noch gebraucht. Die Deutschen haben eine Chance, die sie nutzen, aber auch verspielen können. Davon handeln die Essays, die Karl Schlögel in Vorahnung von 1989 und im Jahrzehnt zwischen Befreiung und Bedrohung geschrieben hat.
Karl Schlögel, Jahrgang 1948, studierte Philosophie, Soziologie, Osteuropäische Geschichte und Slawistik an der Freien Universität Berlin. Nach der Promotion 1981 wirkte er zunächst als freiberuflicher Übersetzer, Publizist und Autor, bevor er 1990 auf den neugeschaffenen Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte an der Universität Konstanz berufen wurde. 1995 wechselte er an die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder, wo er bis 2013 lehrte. Karl Schlögel ist Mitglied des Ordens Pour le mérite. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung ehrte ihn 2004 mit dem Sigmund-Freud-Preis. 2016 erhielt er den Preis des Historischen Kollegs, 2018 den Preis der Leipziger Buchmesse. Im November 2024 wurde Karl Schlögel der Gerda Henkel Preis verliehen, und für die französische Ausgabe von Entscheidung in Kiew (Gallimard) erhält er am 11. Dezember in Brüssel den Prix Jacques Delors du Livre Européen. Er lebt in Berlin. Bei Hanser erschienen zuletzt: "Entscheidung in Kiew. Ukrainische L ektionen" (2015, NA 2022), "Der Duft der Imperien. 'Chanel No. 5' und 'Rotes Moskau'" (2020) und "American Matrix. Besichtigung einer Epoche" (2023). Einem breiten Publikum ist er zudem durch seine Monographien "Im Raume lesen wir die Zeit. Über Zivilisationsgeschichte und Geopolitik" (2003) und "Terror und Traum. Moskau 1937" (2008) bekannt.
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