Verlag | Berlin Verlag Taschenbuch |
Auflage | 2014 |
Seiten | 448 |
Format | 11,9 x 18,7 x 3,3 cm |
Gewicht | 396 g |
Reihe | BVT Bd.955 |
Übersetzer | Almuth Carstens |
ISBN-10 | 3833309555 |
ISBN-13 | 9783833309557 |
Bestell-Nr | 83330955M |
Endlich! Es ist Graduation Day auf Nantucket, die Schule ist aus und der Sommer kann beginnen. Doch dieser Tag endet für Hobby, Jake, Demeter und ihre Eltern mit einem dramatischen Schicksalsschlag. Als die siebzehjährige Penny ums Leben kommt, ist für sie nichts mehr wie vorher - und ein Neuanfang wird für alle erst möglich, wenn sie sich den traumatischen Ereignissen stellen.
Leseprobe:
NantucketNantucket: Der Name der Insel beschwor tosende Brandungherauf, kopfsteingepflasterte Straßen, die aus Ziegeln gemauertenVillen von Walfänger-Kapitänen, einen zerbeulten JeepWrangler mit Surfbrett auf dem Dach, ebenso wie Cocktailpartysauf sanft gewellten grünen Rasenflächen, Investmentbanker inausgeblichenen roten Hosen und Bootsschuhen an den nacktenFüßen, ein blondes kleines Mädchen mit Weintraubeneis amStiel, das ihm auf das Baumwollkleid tropft. Nantucket: Das wardas Land des Reichtums und der Privilegien, ein sommerlicherTummelplatz für all jene mit einem Stammbaum vom Typ Eliteschule,Geldadel und Beziehungen in höchste Kreise.Nur wenige Außenstehende (und mit "Außenstehende"meinten wir jeden Gast, vom gelegentlichen Tagesbesucher ausWest Bridgewater bis zu Monica "Muffy" Duncombe-Cabot,die seit ihrer Zeugung im Jahr 1948 jeden Sommer auf der Inselverbrachte) begriffen, dass Nantucket ein realer Ort war,bevölkert von realen Menschen. Wie alle anderen Orte war esdie Heimat von Ärzten und Taxifahrern und einem Polizeichefund Klempnern und Tellerwäschern und Versicherungsvertretern,das Zuhause von Mechanikern und Physiotherapeutinnenund Lehrern und Barkeepern. Sie machten das wahre Nantucketaus: die Pfarrer und die Müllmänner und die Hausfrauenund die Arbeiter, die die Schlaglöcher in der Surfside Road reparierten.Am 16. Juni feierten siebenundsiebzig Zwölftklässler der NantucketHigh School ihren Abschluss. Es war einer der ersten mildenTage des Jahres warm genug, um auf dem Footballfeld zusitzen und sich zu wünschen, man würde wie Garrick Murrays Großmutter einen breitkrempigen Strohhut tragen.Oben auf dem Podium stand Penelope Alistair. Obwohl sieerst im vorletzten Schuljahr war, hatte man Penny gebeten, dieNationalhymne zu singen. Ihre Stimme war die Nantuckets, ihrKlang so rein und klar, dass sie keine Begleitung brauchte. Gemeinsammit ihr formten wir die Worte mit den Lippen, aber keinerwagte, laut zu singen, denn keiner wollte eine andereStimmehören als Pennys.Als sie fertig war, folgte ein Takt dröhnender Stille, dann jubeltenwir alle. Die Zwölftklässler, die ordentlich aufgereiht aufeiner provisorischen Bühne hinter dem Podium saßen, riefenBeifall, bis die Quasten auf ihren Baretten tanzten.Penny setzte sich ins Publikum zwischen ihren ZwillingsbruderHobson Alistair und ihre Mutter Zoe. Zwei Stühle weiter saß Pennys Freund Jake Randolph, der zusammen mit seinem Vater Jordan Randolph, Herausgeber des Nantucket Standard, der Zeremonie beiwohnte. Jetzt betrat Patrick Loom, Abschiedsredner der Schulabsolventen, das Podium, und einigen von uns stiegen Tränen in die Augen. Wer erinnerte sich nicht daran, wie er in seiner Pfadfinderuniformmit einem Mayonnaiseglas in der Hand Geld für die Opfer von Hurricane Katrina gesammelt hatte? Das hier waren unsere Kinder, die Kinder Nantuckets. Diese Abschlussfeierwürde wie alle anderen Teil unserer kollektiven Erinnerungwerden, unseres kollektiven Erfolgs. Dreiundzwanzig der siebenundsiebzig Zwölftklässler hatten einen Aufsatz mit dem Titel "Wie es ist, auf einer Insel dreißig Meilen vor der Küste aufzuwachsen" geschrieben. Sie alle waren im Cottage Hospital zur Welt gekommen; durch ihre Adern floss Sand. Sie waren vertraut mit Nordostwinden und Nebel. Sie wussten, dass im Norden die Kongregationalisten und im Südendie Unitarier dominierten. Sie lebten in grauen Schindelhäusernmit weißen Zierleisten. Sie kannten den Unterschied zwischen Karibik-Kammmuscheln (klein) und Tiefsee-Kammmuscheln(groß). Sie hatten auf einer Insel ohne Ampeln, ohne Autobahnoder Umgehungsstraßen fahren gelernt. Sie waren ebenso sicher vor Axtmördern und Entführern und Vergewaltigern und Autodiebenwie vor den heimtückischeren Übeln Fast Food und Wal-Mart und pornografische Zeitschriften und Pfandleihen und Schießstände. Manche von uns hatten Angst, diese Jugendlichen in die weiteWelt zu entlassen. Die meisten von ihnen würden aufs College gehen Boston