Verlag | Kiepenheuer & Witsch |
Auflage | 2002 |
Seiten | 255 |
Format | 21 cm |
Gewicht | 368 g |
ISBN-10 | 3462031287 |
ISBN-13 | 9783462031287 |
Bestell-Nr | 46203128M |
Eine Reise bis ans Ende der Nacht, angeführt von einem wortgewaltigen Kunstmaler
Der begnadete Sprachschöpfer Feridun Zaimoglu wirft böse Blicke auf Zerfall und Fäulnis und reißt den Leser mit auf eine apokalyptische Todesfahrt. Mit maßlosem Furor geißelt der Ich-Erzähler, ein erfolgloser Künstler und begehrter Lustsklave, die Hohlheit eines Milieus, das sich auf Oberflächenreize kapriziert hat. Wieder eine Vernissage mit den immergleichen Gästen, die sich an den immergleichen Inszenierungen ergötzen: Kaskadenartig ergießt sich der Wortschwall des frenetischen Erzählers, und Häme und Spott schüttet er über die Bohemiens aus, die sich zu diesen Szene-Ereignissen einfinden. Ihm bleibt nur der Rückzug in sein wüstes Atelier. Doch dort hat "Mongo-Maniac", seine autoaggressive Nachbarin, ihr Lager aufgeschlagen. Während sich ihr gegenüber die fürsorgliche Ader des Erzählers zeigt, geht er mit wachsender Härte seinen unprofitablen Alltagsgeschäften nach. Erst die Beschäftigung als Bühnenbildner auf einem Theaterworkshop in Ostdeutschland scheint eine Perspektive zu bieten. Drei Wochen in einer ehemaligen Russenkaserne mit Buto-Kurs und Proben eines experimentellen Stücks sollen sinnsuchende Westler wieder auf das Gleis bringen, erweisen sich jedoch als Irrweg. Dann erscheint die geläuterte "Mongo-Maniac", sitzt dem Schwindel auf und verleitet den erzürnten Erzähler zu einer Bußpredigt alttestamentarischen Zuschnitts.
Feridun Zaimoglu, Schöpfer der "Kanak Sprak", schlägt in German Amok einen neuen Ton an. Bildreich, wortmächtig und eindringlich lässt er eine abgründige Welt entstehen, deren Verfall nicht aufzuhalten ist. In drastischer Gnadenlosigkeit wird ihre Verkommenheit angeprangert, und lustvoll wird sie der Verdammnis überantwortet.
Leseprobe:
"Also, ich will mal so sagen: allein, daß der Typ so n Ding zur Sprache bringt, zeigt doch, daß er ganz klar n Macker ist. Ich hab keine Lust, daß mich n Kerl anstarrt, wenn ich Lust hab, nackt auf dem Bett zu liegen. Ich will kein Typ in meinem Zimmer ... Nach den Molkereiprodukten zu urteilen, die sie vor sich auf der Schulbank verteilt hat, schwört die Frau auf vegetarische Kost. Sie hört sich an, als würde sie an einem Mörtelbrocken kauen. Ich erkenne in ihr sofort die chronische Nörglerin, sie hat sich in den Kurs aus dem alleinigen Grund eingeschrieben, um so viele Menschen wie möglich, vorzugsweise Männer, der fatalen Neigung zur Unsensibilität und animalischer Triebhaftigkeit zu bezichtigen.Ich setze sie auf meine Todesliste."