Verlag | Francke-Buch |
Auflage | 2019 |
Seiten | 288 |
Format | 12,7 x 20,2 x 2,9 cm |
Gewicht | 359 g |
Reihe | Kleine Auszeit Roman |
Übersetzer | Silvia Lutz |
ISBN-10 | 3963620846 |
ISBN-13 | 9783963620843 |
Bestell-Nr | 96362084A |
Franklin, Tennessee, 1863: Das Leben macht es Aletta Prescott nicht gerade leicht: Nachdem ihr Mann im Bürgerkrieg gefallen ist, verliert sie nun auch noch ihre Arbeitsstelle. Zum Glück findet die schwangere Witwe mit ihrem ungestümen kleinen Sohn überraschend eine neue Anstellung im Herrenhaus von Carnton. Dort begegnet sie Captain Jake Winston, der sich von einer Schussverletzung erholt. Er ist nicht gerade erpicht darauf, der wohltätigen Frauengruppe, die auf Carnton eine Weihnachtsauktion für verwundete Soldaten ausrichtet, unter die Arme zu greifen. Doch Alettas kleiner Wildfang Andrew hat es ihm angetan. Und während äußere und innere Wunden zu heilen beginnen, scheint die nahende Weihnachtszeit ein ganz besonderes Geschenk für Jake und Aletta bereitzuhalten ...
Leseprobe:
Kapitel 113. November 1863Franklin, Tennessee35 km südlich von Nashville»Sehr schöne Stiche, Mrs Prescott.«Aletta blickte auf. Sie war so auf ihre Arbeit konzentriert, dass sie ihren Vorgesetzten nicht hatte kommen hören. Heute Nachmittag wollte sie pünktlich aus der Fabrik kommen, denn es war ein ganz besonderer Tag und Andrew war bestimmt schon aufgeregt. Ihr Sohn brauchte diese Ermutigung. Und sie selbst auch. »Danke, Mr Bodeen, für Ihre freundlichen Worte.«»Sie leisten immer ausgezeichnete Arbeit, Mrs Prescott. Alle Stiche sind so gerade und gleichmäßig. Einfach perfekt.«Sie lächelte dankend, obwohl sie einen beunruhigenden Unterton in seiner Stimme hörte. Andererseits klang Mr Bodeen nie besonders fröhlich. Er war unverheiratet, nicht viel älter als sie und schien eher zu den traurigen Zeitgenossen zu gehören. Er war ein unzufriedener, melancholischer Mann. Aber wie sollte ein Mann, der gesund war und noch alle Gliedmaßen an seinem Körper hatte, auch ein gutes Selbstwertgefüh l haben, von Stolz ganz zu schweigen? Schließlich hatte er beschlossen, zu Hause zu bleiben und in einer Fabrik zu arbeiten, statt sich den anderen Männern anzuschließen, die ihr Zuhause und ihre Lieben zurückgelassen hatten, um im Krieg zu kämpfen?Wie ihr geliebter Warren.Ihre Kehle war vor Schmerz wie zugeschnürt. Würde es immer so wehtun? Sie schluckte. Es war auf den Tag genau ein Monat, seit sie den Brief vom Kriegsministerium bekommen hatte, aber sie konnte immer noch nicht richtig glauben, dass er tot war ...»Können Sie zu mir ins Büro kommen, Mrs Prescott?«»In Ihr Büro, Sir?« Aletta hörte mitten im Nähen auf und schaute über die Reihen der anderen Näherinnen zur Uhr an der Fabrikwand. Viertel nach vier. Es dauerte noch fast eine Stunde, bis ihre Schicht vorbei war. Dann fühlte sie die Blicke der anderen.Als sie sich umschaute, senkten die Frauen schnell wieder die Köpfe und richteten ihre neugierigen Augen wieder auf ihre Arbeit. Bis auf eine Frau. Sie saß auf der anderen Seite der Fabrik. Aletta erkannte sie. Sie hieß Maria, wenn sie sich richtig erinnerte. Sie hatte ungefähr zur gleichen Zeit angefangen in der Chilton-Textilfabrik zu arbeiten wie sie. Maria nahm ihren Mantel und ihr Handtäschchen und wischte sich Tränen aus den Augen.»Mrs Prescott.« Mr Bodeen deutete zur Tür. »In mein Büro bitte.«Aletta legte das Kleidungsstück, das sie gerade nähte, weg. Es behagte ihr überhaupt nicht, es aus der Hand zu legen, obwohl es noch nicht fertig war. Aber sie hatte plötzlich das Gefühl, dass die unfertige Näharbeit ihre geringste Sorge war.Sie folgte ihm durch den Gang und an den Reihen ihrer Kolleginnen vorbei. Das Klappern ihrer Stiefelabsätze erfüllte den Raum, in dem eine deutliche Anspannung zu spüren war.Mr Bodeens Büro war, wie sie schnell feststellte, wesentlich besser vor der Winterkälte geschützt als die Fabrik. Sie rieb ihre Hände aneinander und war für die Wärme dankbar. Trotzdem kostete es sie große Mühe, ihre Nerven zu beherrschen. Ihre F ingerknöchel waren von den vielen Stunden, die sie nähte, steif und geschwollen. Doch wenn sie daran dachte, was Warren ertragen hatte, verstummten diese bedeutungslosen Klagen sofort.Er hatte immer darauf geachtet, in seinen Briefen nicht zu viele Details über den Krieg zu verraten. Aber bei seinem Heimaturlaub im April - als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte - hatte er in der Dunkelheit neben ihr gelegen und bis in die frühen Morgenstunden erzählt, was er alles erlebt hatte, von den Schlachten, vom Leben unter den Soldaten und von den unzähligen Freunden, die er im Krieg gefunden - und wieder verloren hatte. »Freunde, die mir so nahe standen wie Brüder, wenn ich welche gehabt hätte«, hatte er geflüstert, während sein warmer Atem ihre Haut berührt hatte. »Einer dieser Freunde stammt auch aus Franklin. Emmett Zachary. Du würdest ihn mögen, Lettie. Vielleicht lernst du ja irgendwann seine Frau kennen.«So hatte sie ihn noch nie zuvor reden gehört. So offen, als wäre die Last, di