"In Trier ist die Intelligenz nicht zuhause ..."
"Bremen verabscheute ich vom ersten Moment an, es ist eine kleinbürgerliche, unzumutbar sterile Stadt ..." "Gibt es denn in Augsburg überhaupt einen Arzt / einen Rheumaspezialisten / in diesem muffigen verabscheuungswürdigen Nest / In dieser Lechkloake?" ...
Ohne Zweifel: Thomas Bernhard war nicht nur ein großartiger Schriftsteller, er war auch ein großartiger Städtebeschimpfer. Eine Kunst, die er mit Leidenschaft und Verve pflegte: Da wurden Berlin genauso die Leviten gelesen wie Wien, er wetterte über Bremen genauso wie über Bad Gastein. Immer sprachlich brilliant und dem Hörer insgeheim aus dem Herzen sprechend.
Ausgezeichnet mit dem Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik 2018.
Gelesen von Peter Simonischek und Michael König.
(3 CDs, Laufzeit: 3h 8)
Rezension:
»Wenn Bernhard wortmächtig seine Steine wirft, kann das Klirren der Scheiben nirgendwo schöner klingen als in Simonischeks Interpretation.« Augsburger Allgemeine
Thomas Bernhard wurde 1931 als unehelicher Sohn einer Haushaltsgehilfin und eines Tischlergesellen in Heerlen/Holland geboren. Er wuchs - zunächst bei den Großeltern - in Österreich auf, machte eine Kaufmannslehre in einem Lebensmittelgeschäft und nahm Musik- und Gesangsunterricht. 1949 erkrankt Bernhard an einer schweren Rippenfellentzündung. Während seiner monatelangen Krankenhaus- und Sanatoriumsaufenthalte begann Thomas Bernhard intensiv zu lesen und zu schreiben. 1950 erscheinen in Zeitungen erste Prosa-Texte Bernhards. Auf Vermittlung Carl Zuckmayers wird er zunächst Journalist und Gerichtsreporter und veröffentlicht erste Lyrikbände. Sein erster Roman "Frost" wird 1963 im Insel-Verlag veröffentlicht. Es folgen weitere Werke des Autors wie z.B. "Verstörung" (1966), "Das Kalkwerk" (1970), "Gehen" (1971), "Korrektur" (1975), "Der Stimmenimitator" (1978) u.v.a. An den Spätfolgen seiner Lungenerkrankung stirbt Thomas Bernhard 1989 in Gmunden. Peter Simonischek (1946-2023) absolvierte seine Ausbildung an der Akademie für Musik und darstellende Künste in Graz. Nach verschiedenen Engagements in Graz, St. Gallen und Bern spielte er 20 Jahre an der Berliner Schaubühne, u. a. bei Peter Stein, Klaus Michael Grüber, Luc Bondy, Robert Wilson und Andrea Breth. Ab 1999 war Simonischek festes Ensemblemitglied am Burgtheater Wien, wo er u. a. mit Andrea Breth, Thomas Langhoff, Peter Zadek und Anselm Weber arbeitete. Von 2002 bis 2009 spielte er auf den Salzburger Festspielen über 100 mal die Hauptrolle im »Jedermann« von Hugo von Hofmannsthal. Sein erfolgreichstes Stück ist »Kunst« von Yasmina Reza, das er seit 1995 über 450 mal spielte. Für seine Rolle im Kinofilm »Hierankl« und den Fernsehfilm »Liebesjahre« wurde Simonischek 2006 und 2012 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Der Kinofilm »Toni Erdmann«, in dem Simonischek die Hauptrolle spielte, wurde als bester ausländischer Film für einen Oscar nominiert. Simonischek erhielt daf ür den Europäischen Filmpreis, den Ernst-Lubitsch-Preis sowie den Österreichischen und den Deutschen Filmpreis. Außerdem wurde er zweimal mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet, und zwar für seine Lesung von »Der Meister des Jüngsten Tages« von Leo Perutz und des Briefwechsels zwischen Thomas Bernhard und Siegfried Unseld. Simonischek war regelmäßig auf der Bühne des Burgtheaters zu sehen, neuere Kinoproduktionen waren 2018 »Kursk« (Regie: Thomas Vinterberg) und »Der Dolmetscher« (Regie: Martin Sulík).
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